Mädchen-Trio umgeht das Prüfungs-Verbot

Hier findet Ihr einen Artikel aus dem Solinger Tageblatt über unsere neuen Jungschiedsrichterinnen:

Dieser Link führt Euch zum PDF-File des Originalartikels

 

HANDBALL Die Schiedsrichter-Zunft des Bergischen Kreises hat Verstärkung aus Essen bekommen.

Ganz schön aufgeregt waren die Essenerinnen Marie Hennen und Hannah Kuhlmann bei ihrem Debüt Anfang Dezember, als sie ein E-Jugend-Spiel in der Aufderhöher Sporthalle Börkhaus-Siebels zu leiten hatten. „Das hat man auch gemerkt“, meinte der Solinger Zweitliga-Referee Lutz Ickler augenzwinkernd. „Aber ganz im ernst: Die beiden haben ihre Sache richtig gut gemacht.“ Marie Hennen ist nämlich erst 13 Jahre alt, Hannah Kuhlmann mit 14 nur unwesentlich älter. Sie stammen wie Greta Schiffmann (13) aus der Schiedsrichter-Talentschmiede der DJK Winfried Huttrop.
„Der Essener Kreisvorstand hat beschlossen, Jung- Schiedsrichter wegen der hohen Durchfallquote erst mit 16 Jahren zur Prüfung zuzulassen“, berichtet Hansjörg Haneke, der in den letzten vier Jahren schon 20 Jugendliche motivieren konnte, zur Pfeife zu greifen.
Haneke ist selbst gestandener Oberliga-Schiedsrichter – und wurde schon häufig von Lutz Ickler beobachtet. Da kam ihm die Idee: „Ich habe bei ihm angefragt, ob die drei Mädchen nicht im Bergischen Kreis ihre Prüfung ablegen können.“ Damit rannte er bei dem Schiedsrichterwart des Bergischen Handball- Kreises offene Türen ein.
„Die Mädchen wollen früh pfeifen, dann lasse ich sie auch. Außerdem ist die Betreuung gewährleistet.“
Hannah, Marie und Greta absolvieren ihre Theorie-Einheiten nun offiziell beim Essener Schiedsrichterwart Frank Görtz, vertiefen überdies bei Hansjörg Haneke jeden Sonntag die Regelfragen.
„Das kann ein Kreis-Lehrwart gar nicht leisten“, weiß der Familienvater. Und: „Ich melde die drei erst dann zur Prüfung in Solingen an, wenn sie mindestens 90 Prozent richtig machen.“
Praxis bekommen die Teenager im Verein – und in Solingen. Schiedsrichtern bessert das Taschengeld merklich auf. Zuletzt pfiffen sie anlässlich eines F-Jugend-Turniers in der Klingenhalle.
„Ich war mit damit sehr einverstanden“, meinte Dieter Molitor, der langjährige Kreis-Jugendwart.
Er hatte die Turnierleitung inne. Probleme mit Trainern habe er kaum festgestellt, nur Besserwisser hätten immer etwas zu nörgeln. „Das habe ich denen dann auch unmissverständlich klar gemacht. Ich kann doch von so jungen Schiedsrichtern nicht verlangen, dass sie sofort perfekt pfeifen können.“
Marie Hennen findet es „total cool“, dass sie pfeifen darf. Außerdem würde das Taschengeld deutlich aufgebessert. Ihr Vater Michael, selbst Schiedsrichter, hat als Vorsitzender des Handballkreises Essen übrigens den Vorstandsbeschluss mitgetragen, die Altersbeschränkung einzuführen.
Diskussionen mit dem Elternhaus habe es nicht gegeben, berichtet Hansjörg Haneke.
Nach bestandener Prüfung, die zeitnah angegangen werden soll, pfeifen die Mädchen zunächst im Bergischen Kreis. Huttrops agiler Vereins-Schiedsrichterwart Hansjörg Haneke übernimmt den Fahrdienst, kümmert sich also weiter um die „Frischlinge“.
„Das können sich einige Klubs zum Beispiel nehmen, Hansjörgs Arbeit ist absolut vorbildlich“, freut sich Lutz Ickler über das riesige Engagement.
Winfried Huttrop hat seit Hanekes Wirken übrigens mehr als genug Referees. Haneke: „Wir stellen ein Viertel aller Schiedsrichter in Essen.“
Zur neuen Spielzeit profitiert der Handballkreis Essen dann auch von dem Ausflug des Mädchen- Trios ins Bergische Land. Denn fürs Pfeifen gibt es keine Altersbeschränkung. Das halbe Jahr in Solingen verstehen die
drei als „Dankeschön  an Lutz Ickler: „Er hat es schließlich ermöglicht, dass wir überhaupt pfeifen dürfen.“

 

Image